Mit viel Elbe und frischem Fisch geht es durch den Juni. Von Stade nach Blankenese bis Glückstadt. Auf diesen beiden Teilstrecken habt ihr nicht nur die Möglichkeit mit dem Rad, dem Camper oder dem Segler auf der Route unterwegs zu sein. Auch habt ihr hier die Qual der Wahl, welchen Weg ihr nehmen wollt: kurz oder lang, das ist hier die Frage?
Ganz gleich für was ihr euch entscheidet, für eine Portion neuen Matjes solltet ihr Euch auf jeden Fall Zeit nehmen!
Für den Überblick
Die kurze Route führt Euch von Stade mit der Fähre Wischhafen nach Glückstadt. Mit knapp 25 Minuten ist die Mini-Kreuzfahrt ein kleines Highlight, um von Niedersachsen nach Schleswig-Holstein zu kommen.
Mit dem Rad gibt es dann zwei weitere Möglichkeiten, um über zu setzen: die Elbfähren von Lühe nach Schulau und von Cranz nach Wedel.
Wer gern lange Strecken fährt oder mit dem Camper unterwegs ist, kann durch das wunderschöne ‚Alte Land‘ bis nach Hamburg fahren und dort über die Elbbrücken den Weg in den „echten Norden“ nehmen.
Immer schön langsam
Aber fangen wir doch nochmal ganz von vorne an. Die Strecke aus dem Cuxland in Richtung Osten führt durch das ‚Alte Land‘. Die Radwege verlaufen direkt durch das größte Obstanbaugebiet Nordeuropas. Und auch die Straßenrouten versprechen einen unbeschreiblichen Blick entlang der unzähligen Baumreihen, in dessen Kronen unter anderem der saftige Apfel wächst, der zusammen mit Lachs und Avocado ein so leckerer Snack an warmen Tagen sein kann.
Die Wege sind gesäumt von liebevoll gepflegten, hundert Jahre alten Fachwerkhäusern. Sie erzählen Geschichten vom rauen Norden und wer sich die Zeit nimmt, diese zu erfahren, versetzt sich in eine andere Zeit.
Was hier bis heute den Landstrich an der Elbe prägt, ist der Apfel. Lecker, saftig, mit Herzchen drauf und einfach ein Genuss. Solo, mit Kuchen oder natürlich auch mit frischem Fisch. Es ist sehr zu empfehlen, hier eine kleine Auswahl der Heimischen Sorten mit auf den Weg zu nehmen.
Mit dem Rad über die Elbe
Der Nordseeküsten-Radweg und der Elberadweg liegen direkt an den Personenfähren von Lühe nach Schulau und von Cranz nach Wedel. Entscheidet ihr Euch für Lühe, wählt ihr den kurzen Weg rüber auf die andere Elbseite, wo ihr an der Schiffsbegrüßungsanlage die Ein- und Ausfahrten der Kreuzfahrer, Frachtschiffe und Großen Pötte hautnah erleben könnt. Cranz liegt ungefähr auf der Hälfte der Strecke Richtung Hamburg. Setzt ihr dort über, zieht euch Blankenese mit seinen Villen an Hanglage in den Bann.
Blankenese – Villen mit Hanglage
Auch mit dem Camper lohnt es sich am Sperrwerk Neuenfelde einen Stopp einzulegen. Wo der Cranzer Hauptdeich zum Neuenfelder Hauptdeich wird, habt ihr einen tollen Blick auf Blankenese und wenn es gut läuft, schippert auch noch der ein oder andere Frachter vorbei.
Mit frischer Hafenluft geht es dann weiter nach Hamburg über die Elbbrücken, wo sich die extra Kilometer mit einer Portion frischem Fisch an den Fischmarkthallen gut verknusen lassen.
Vorbei an Elbphilharmonie, Landungsbrücken und Fischmarkt – der nur Sonntags geöffnet hat, für Wohnmobilfahrer aber 7 Tage die Woche einen außergewöhnlichen Stellplatz direkt neben dem Strand Pauli Beachclub bietet – gelangt ihr über die ‚Große Elbstraße‘ zu den Fischmarkthallen, die ebenfalls 7 Tage die Woche frischen Fisch anbieten.
Strandflöhe an der Elbe
Weiter geht es Richtung Westen, wo in 60km Entfernung die Matjesstadt Glückstadt an der Elbe liegt.
Der Radfahrer muss nur gut 45km strampeln und quert entweder über das Krückau-Sperrwerk den Fluss Krückau, oder erlebt noch ein ganz besonderes Highlight, wenn er in den Sommermonaten am Wochenende die Strecke mit einem kleinen Umweg fährt. Denn vom 1. Mai bis 3. Oktober könnt ihr hier mit der historischen Fähre Kronsnest samt Rad übersetzten.
Kollmar verzaubert mit einem Natur Campingplatz direkt am Deich und einem kleinen Hafenbecken, in dem bei Ebbe die Boote auf Grund liegen. Das Fährhaus Kollmar versorgt Euch mit ortstypischen Leckereien. Ein Fischbrötchen mit Hausfrauensosse vom „kleinen Strandfloh“ hält was es verspricht und nur 5km weiter Richtung Glückstadt, habt ihr die Möglichkeit dieses am kleinen Elbstrand von Bielenberg am „großen Strandfloh“ zu genießen.
Matjesstadt Glückstadt
Im Juni kamen früher die Fischer mit ihrem Fang in die Häfen zurück und das wurde gefeiert. Glückstadt, seit jeher das Zentrum der Heringsfischerei, tut das bis heute und läutet mit den „Glückstädter Matjeswochen“ traditionell im Juni die Matjessaison ein. Bei der Eröffnung bietet eine Matjesmeile zahlreiche Attraktionen rund um den berühmten Fisch. Der Start der neuen Matjessaison wird mit Künstlern, Bands, der Open-Ship-Meile, einem Flohmarkt, Kunsthandwerk und vielen Aktionen für Jung und Alt gefeiert.
Zum Anbeißen: Original Glückstädter Matjes
Matjes oder Hering – was ist eigentlich der Unterschied? Jeder Matjes ist ein Hering. Umgekehrt gilt das aber nicht: Nur der junge Hering wird durch die Zugabe von Salz und einer speziellen Reifung zum Matjes. Die Kunst der Zubereitung beherrscht Glückstadt`s Matjesproduzent Henning Plotz wie kaum ein Zweiter. Ein Stopp an seinem Hofladen „Plotz Spezialitäten“ ist also ein Muss. Hier gibt es den Original Glückstädter Matjes frisch aus der Produktion, handfiletiert, natürlich gereift und unverfälscht. Gut zu wissen: Glückstadt ist deutschlandweit die einzige Stadt, in der Matjes noch nach alter Tradition hergestellt wird – nicht umsonst wurde der Original Glückstädter Matjes mit dem europäischen Schutzsiegel g.g.A. (geschützte geografische Angabe) ausgezeichnet.
Auch im „Bistro Nettchen“ am Alten Hafen, einem Bistro & Café direkt am Wasser gibt es den Klassiker schlechthin: Matjes nach Hausfrauenart – mit Zwiebelringen, Apfelscheiben und Gewürzgurken an Bratkartoffeln. Dazu der Blick auf die Elbe, Strandkörbe, Liegestühle – was braucht es mehr? Aber auch für den süßen Zahn gibt es leckeren Kuchen, der direkt am Hafenbecken genossen werden kann.
Hafenspektakel & Bremerhavener Matjestage
Bremerhaven huldigt dem Hering dann im Juli mit dem „Hafenspektakel & Bremerhavener Matjestage“. Von Glückstadt führt die Autofähre natürlich auch wieder zurück nach Wischhafen auf die Niedersächsische Seite der Elbe. Dort lockt nicht nur Cuxhaven mit seiner Fischmeile mit jeder Menge Fisch. Am zweiten Juli Wochenende gibt es auch dort auf dem Kai Kunst, Handwerk und jede Menge holländisches Flair: Am holländischen Matjeskarren wird der „Nieuwe Haring“ fachgerecht von Hand filetiert.
2022 feiert das Schaufenster Fischereihafen – die Meile im historischen Teil des über 100-jährigen Hafens mit Restaurants und Cafés – seinen 30. Geburtstag. Zur Feier des Tages wird ein 30 Meter langes Matjesbrötchen angeschnitten, es wartet weiterer leckerer Fisch und Musik. Übrigens: Seinen Namen hat der Matjes vom holländischen Wort „Meisjes“ (Mädchen), denn der Matjes wird auch als „jungfräulicher Hering“ bezeichnet.
Ganz gleich ob mit dem Fahrrad, Camper oder Boot – ein Besuch der Orte und Häfen entlang der Nordseeküste und der Elbe zur Matjeszeit ist für Fischfans ein echtes Erlebnis.
Noch mehr Wissen über Fisch und Hering und Matjes findet ihr hier Station Hering – Fischwirtschaftliche Vereinigung Cuxhaven e.V. (cuxhaven-fisch.de) und hier: Glückstädter Matjes | LACHS.DE